Glossar

Wir haben den Anspruch, dass unser Feminismus für Alle zugänglich ist. Das bedeutet auch Klarheit zu verschaffen, was Begrifflichkeiten angeht.

Aus diesem Grund ist das Glossar ein zentraler Bestandteil unseres Magazins. Und hier nun auch gesammelt zu finden.

Wir freuen uns über Rückmeldungen, Kritik und Korrekturvorschläge! Wenn ihr also Feedback zu einzelnen Glossareinträgen habt, dann schreibt uns gern eine E-Mail, ragepage@systemli.org.

a

Ableismus:

Ist das Fachwort für Be_hindertenfeindlichkeit (s. Be_hinderung) und meint jegliche Benachteiligung oder ungerechte Behandlung von Menschen mit Be_hinderung in der Gesellschaft.

able-bodied:

Eine aus dem Englischen stammende Bezeichnung für Körper, die in der Gesellschaft als psychisch und physisch gesund gelten.

ACAB:

Abkürzung für englisch “all cops are bastards”, auf deutsch „alle Polizist*innen sind Bastarde“.

Antifeminismus:

Oberbegriff für Gegenstimmen beziehungsweise eine Bewegung, die sich (organisiert) gegen Feminismus allgemein oder einzelne bis alle feministischen Ziele richtet, also z.B. Gleichberechtigung oder das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Es gibt z.B. “Männer-rechtler”, die sich als explizite Gegenbewegung zum Feminismus / den Feminismen verstehen, aber auch antifeministische Bewegungen aus rechter oder christlich-fundamentalistischer Richtung.

antiziganistisch:

Fachbegriff, der eine spezifische
Form des Rassismus gegenüber Sinti*zze und Rom*nja beschreibt, welche unter anderem mit der stigmatisierenden Fremdbezeichnung als “Zi.” diskriminiert werden. Er ist ein Parallelbegriff zu Antisemitismus (s. auch Sinti*zze und Rom*nja).

antimuslimischer Rassismus:

Beschreibt die (rassistische) Diskriminierung von Muslim*innen oder als muslimische gelesenen Menschen. Hier spielen koloniale Stereotype und Rassismen eine grofe Rolle. Sie bestärken das Bild der “Anderen”, als welche Muslim*innen häufig markiert werden.

Arbeitsschutzgesetz:

Um die Rechte von Arbeiter*innen zu schützen und zu garantieren, gibt es verschiedene gesetzliche Regelungen, die im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) festgehalten sind.

archaisch:
Wird meist synonym mit “ursprünglich” verwendet und bezeichnet hier eine Eigenschaft oder Tatsache, die seit Anbeginn der Menschheit so angelegt ist und bis heute so fortbesteht.

Austeritätspolitik:
Beschreibt eine (extrem) strenge Sparpolitik, die besonders während der “Euro-Krise” ab 2010 in bestimmten Lindern angewandt wurde. Eingespart wird v.a. bei Staatsausgaben wie Sozialhilfen oder Renten, um Staatsschulden zu verringern. Somit ist die Sparpolitik besonders fiir Bürger*innen spürbar, die auf diese Leistungen angewiesen sind, aber weniger für Banken und Unternehmen.

b

Be_hinderung:

Selbstbezeichnung. Eine von Be_hindertenrechts-aktivist*innen eingebrachte Schreibweise, die bildlich und sprachlich auf Barrieren und äußere Umstände (sowohl auf struktureller als auch räumlicher Ebene, z.B. in Gebäuden) gegenüber be_hinderten Menschen aufmerksam machen soll, die durch die Gesellschaft geschaffen werden.

binäres Geschlechtssystem:

Ein System, das davon ausgeht, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, gibt. Es orientiert sich meist am rein biologischen Verständnis von Geschlecht und erkennt keine Geschlechter neben dem Männlichen und Weiblichen an. Dadurch werden Menschen ausgegrenzt, die nicht in dieses Bild passen.

BIPOC / BI_POC:

Selbstbezeichnung. Kurzwort für Black Indigenous People of Color (Deutsch: Schwarz, Indigen, der Begriff People of Color wird nicht übersetzt). Es ist eine politische Selbstbezeichnung, die das Ergebnis von Kämpfen gegen rassistische Unterdrückung und für mehr Gleichberechtigung ist.

Burschenschaften:

Eine „traditionelle“ Form der Student(*inn)en-verbindung (s. Student(*inn)enverbindung). Im Gegensatz zu anderen Verbindungen verstehen sie sich als explizit politisch und nehmen nur cis Männer (s. cisgender) auf. Sie haben ein elitäres Selbstverständnis und ihr  Zusammenleben ist durch viele strenge Rituale geprägt. Dazu gehört bei vielen das regelmäßige Fechten und ein übermäßiger Alkoholkonsum. In diesen Ritualen sollen sie ihre Männlichkeit behaupten (s. toxische Männlichkeit) und ihre Bereitschaft für das “Vaterland” (s. Nationalismus, Patriotismus) zu kämpfen, zeigen. Heute sind die meisten Burschenschaften politisch konservativ bis rechts(extrem) und faschistisch. Auf Landes- und Bundesebene, aber auch in Marburg gibt es viele Verbindungen zur CDU (Beispiel CDU Bürger*innen-meisterkandidat Bamberger) und AfD. Viele sind Teil des „Marburger Waffenrings“, in dem auch Neonazis organisiert sind. Auch der Dachverband “Deutsche Burschenschaft” gilt als rechtskonservativ bis rechtsextrem und wird in einigen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet.

c

Catcalling:

Beschreibt Belästigung im öffentlichen Raum, etwa in Form von Hinterherrufen oder -pfeifen, Anhupen, Kussgeräuschen oder anzüglichen Gesten. Als sogenannte “verbale sexuelle Belästigung” ist es in
Deutschland nicht strafbar.

cis / cisgender:

Ausgehend von der Unterscheidung von biologischem Geschlecht (sex) und Geschlechtsidentität (gender) ist cisgender ein Adjektiv für Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht bereinstimmt, das ihnen bei der Geburt aufgrund biologischer Merkmale zugewiesen wurde. Sie werden als cis Mann beziehungsweise cis Frau bezeichnet. Diese Benennung ist dafür da, um vom rein biologischen Geschlechterverständnis wegzukommen und die anderen Geschlechtsidentitäten nicht als “Abweichungen” darzustellen.

Cis-Feminismus:

Feministisches Denken und Handeln, dass sich lediglich für Interessen und Anliegen cis geschlechtlicher (s. cisgender) Frauen einsetzt.

Cistem:

Zusammengesetztes Wort aus “cisgender” und “System”, beschreibt die aktuelle Gesellschaftsordnung, in der nichtbinäre und trans* Personen systematisch als abnormal und fehlerhaft angesehen werden. Daraus folgen unter anderem zahlreiche Menschenrechts-verletzungen.

d

Dannenröder Forst / Danni:

Der Dannenröder Forst, oft auch “Danni” genannt, ist ein 250 Jahre alter Mischwald etwa 20 Kilometer östlich von Marburg. Wegen des Baues einer Autobahn wurde ein großer Teil des Waldes gerodet und wir daher seit vielen Monaten von Aktivist*innen besetzt.

Differenzfeminismus:

Feministische Strömung, die im Gegensatz zum Gleichheitsfeminismus davon ausgeht, dass Frauen und Männer von Natur aus unterschiedlich sind und ihnen bestimmte Eigenschaften angeboren sind. Das Weibliche wird dabei mit Eigenschaften wie z.B. Liebe, Fürsorge und Friedfertigkeit in Verbindung gesetzt. Diese werden als besonders bedeutend für das gesellschaftliche Zusammenleben angesehen und “männlichen” Eigenschaften übergeordnet. Dieser Ansatz spiegelte sich vor allem in der westlichen zweiten Frauenbewegung und ist in unterschiedlicher Form bis heute präsent.

Diskurs:

Beschreibt eine Debatte über ein Thema, das in der Gesellschaft und Wissenschaft stattfindet, und vor allem über die Medien transportiert wird. Der Diskurs beinhaltet, was zu einer Thematik sagbar ist und wer zu Wort kommt Damit wird auch deutlich gemacht, was nicht sagbar ist und wer keinen Anteil am Diskurs hat. Diskurs unterstiitzt und erzeugt also bestehende Machtverhiltnisse und Realitdten und strukturiert sie.

e

emanzipatorisch:

Adjektivform von “Emanzipation”, meint den politischen Akt der Selbstbefreiung. Emanzipatorisches Handeln strebt (u.a.) nach Freiheit und Gleichheit, im Umkehrschluss kämpft man also für die Beendigung aller Formen von Diskriminierung und Ausschlüssen.

Esoterik:

Meint Wissen, das nur fiir einen begrenzten “inneren” Personenkreis zuginglich ist. Dabei geht es meist um innere, spirituelle Erkenntnisse anhand derer das eigene Leben ausgerichtet wird. Esoterische Weltanschauen sind nicht immer eindeutig von den “klassischen” Religionen zu unterscheiden.

Essentialismus:

Sichtweise, dass das Wesentliche aller Dinge in ihrem Kern, ihrer “Essenz” liegt und damit vorherbestimmt ist. Hier meint der Begriff, dass Menschen aufgrund ihres Geschlechts auf verallgemeinernde Klischees reduziert werden, die als vermeintliche Essenz ihres Wesens dargestellt werden.

Europäisches Grenzregime:

Sammelbegriff für alle Maßnahmen und Einrichtungen zur “Sicherung” der europäischen Außengrenzen. Er wird meist im Kontext von Kritik an der rassistischen Abschottungspolitik der EU verwendet.

Extraktivistischer Kapitalismus:

System, das auf der höchstmöglichen Ausbeutung von Rohstoffen (und Agrarland) für den Export / die Vermarktung basiert. Ziel des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist es damit den größtmöglichen Profit zu den niedrigsten Kosten zu machen. Dies hat neben der Zerstörung der Umwelt auch die Vertreibung von Menschen zufolge.

f

Fantifa:

kurz für feministische Antifa (Kureform für politisch organisierte Antifaschist*innen).

Faschismus / faschistisch:

Geschichtlich ist der Faschismus eine rechtsextreme politische Bewegung und eine nach Führerprinzip organisierte, autoritäre Herrschaftsform (Mussolini in Italien, der Nationalsozialismus in Deutschland war eine Sonderform). Faschismus und faschistisch haben keine klaren Definitionen und werden von Menschen verschieden genutzt. Wenn heute etwas als faschistisch bezeichnet wird, können damit in unterschiedlichen Kontexten verschiedene Dinge gemeint sein. Zum einen ist es weiterhin eine Bezeichnung fiir politische Bewegungen, die Ähnlichkeiten zum geschichtlichen Faschismus haben (z.B. NPD, III. Weg, die Identitäre Bewegung). Weil der Faschismus, damit er funktionieren kann, widerspruchsfrei sein muss, ist er auch immer ideologisch (s. Ideologie). Faschistisch wird vermehrt aber auch auf menschliche Eigenschaften bezogen (z.B. soldatische Männlichkeit, Vernichtungswillen), die Menschen besonders zugänglich für Ideologien und faschistische Akteur*innen macht. Auch baut faschistische Ideologie immer auf einer Einheitsvorstellung (z.B. einer Nation oder race) auf. Diese Einheit wird immer gegeniiber eines “Anderen” verstanden (z.B. als antisemitische Uberzeugung gegenüber “den Juden”). Dieses “Andere” wird in der Einheit nicht zugelassen oder akzeptiert, wegen dieser vermeintlichen “Andersartigkeit”. Dabei werden so auch Vernichtungsfantasien gerechtfertigt. In der Forschung zu Faschismustheorien werden faschistische Entwicklungen häufig als Krisenreaktionen gesehen, damit also auch als Folge des modernen Kapitalismus (s. Kapitalismus).

Femi(ni)zide:

Die systematische Ermordung von FLINTA*s (s. FLINTA*) aufgrund ihres Geschlechts. Eine besonders vulnerable Gruppe sind dabei trans*-Frauen (s. trans*). Hierfür hat sich besonders in lateinamerikanischen Ländern der Begriff Trans*feminizid oder (speziell in Argentinien) auch Transvestizig durchgesetzt. In der Gewalt gegen trans* Frauen verbindet sich Frauenfeindlichkeit mit Trans*- oder Homophobie.

FLINTA*:

Selbstbezeichnung. Die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binär, Trans, Agender und wird von und für Menschen benutzt, die sich mit einer oder mehrerer dieser Identitäten selbst beschreiben. Frauen sind alle Menschen, die sich selbst als Frauen identifizieren, also nicht nur cis Frauen (s. cisgender). Die Selbstbezeichnung „Lesben“ soll verdeutlichen, dass nicht nur Liebe und Sexualität zu cis Männern die Norm ist. Agender oder auch genderless nutzen Menschen für sich, die sich keinem Geschlecht
zugehörig fühlen oder das Konzept von Geschlecht ablehnen (weitere s. inter, nicht-binär, trans*). Das Sternchen steht für diejenigen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden und im Patriarchat (s.  Patriarchat) marginalisiert werden, also nicht cis männlich sind.

g

geframed:

Aus dem Englischen: “rahmen”. Etwas “framen” bedeutet, es in einen bestimmten Kontext zu setzen und zu deuten. Ein Thema kann so beispielsweise als grundsätzlich problematisch dargestellt werden, wodurch außerhalb dieser Deutung wenig Spielraum für andere Analysen und Perspektiven bleibt.

Gegenöffentlichkeit:

Eine Gegenposition, die sich gegen die “herrschende” oder als öffentlich geltende / dargestellte Meinung stellt. Gegenöffentlichkeiten können nicht nur Positionen, sondern auch Räume sein.

Geschichtsrevisionismus:

Beschreibt eine rechtsextreme Strategie der Umschreibung von geschichtlichen Ereignissen, meist unseriöse Interpretationen und falsche Darstellungen. Es ist kein “einfaches Leugnen”, sondern eine Art der Anpassung von Geschichte an die eigene Ideologie, beispielsweise zur Rechtfertigung oder Verharmlosung von Verbrechen.

Geschlecht, Klasse, race und Nation:

Diese Begriffe zeigen verschiedene Positionen sozialer Ungleichheit und Formen der Unterdrückung in unserer Gesellschaft. Die gemeinsame Nennung soll das Ineinandergreifen beziehungsweise die Zusammenhänge dieser Kategorien betonen, was in der Wissenschaft unter dem Fachbegriff der “Intersektionalität” (s. Intersektionalität) bearbeitet wird. Die Kategorie race übersetzen wir nicht, da die wörtliche Übersetzung in die deutsche Sprache eng mit nationalsozialistischen Ideologien verbunden ist, während der Begriff im Englischen durch eine lange Geschichte der Wiederaneignung in emanzipatorischen Kämpfen (s. emanzipatorisch) einer Selbstbezeichnung näher kommt.

Gewaltmonopol:

Beschreibt eine Instanz, die das alleinige Recht hat Gewalt auszuüben. In der Regel wird dieses Recht dem Staat zugesprochen. Diese (staatliche) Gewalt wird meist von der Polizei ausgeübt und vor dem Hintergrund des Gewaltmonopols als legitim angesehen.

Gig-Economy:

Ein neoliberales Prinzip (s. Neoliberalismus) auf dem Arbeitsmarkt, bei dem Unternehmen unabhängige Auftragnehmer*innen, geringfügig Beschäftigte und Freiberufler*innen einstellen statt Festangestellte oder Vollzeitbeschäftigte. Arbeitnehmer*innen fehlt es dann an sozialer Absicherung durch flexible und häufig befristete Arbeitsplätze. Sie werden meist nur pro Auftrag bezahlt (also auch keine Urlaubstage, Lohnfortzahlung bei Krankheit usw.). Auch fehlt es an Ausstattung, so müssen sie wie bei den bekannten Beispielen Uber, Lieferando oder Gorillas das eigene Fahrzeug benutzen und Ausrüstung (z.B. die Isoliertasche) meist selbst kaufen.

Girl-Boss Feminismus:

Feministische Ausrichtung, die vor allem auf Chancengleichheit der Geschlechterauf eine Karriere am Arbeitsmarkt fokussiert ist. Dabei werden keine grundsätzlichen Systemveränderungen gefordert, sondern das Ziel ist es, Frauen möglichst so zu “fördern”, dass sie sich an die Erwartungen des (männlich dominierten) Arbeitsmarkts angepasst verhalten. Prekäre (s. Prekariat), ausbeuterische Arbeitsverhältnisse anderer (Frauen) werden reproduziert und gefestigt. Von dieser Strömung profitieren vor allem weiße cis Frauen (s. weiß, cisgender), die gut ausgebildet sind und über einen guten sozioökonomischen Status verfügen.

Globaler Siiden:

Der Begriff ist der Versuch, Länder — die früher als “Entwicklungs”-, “Schwellenländer” oder “Dritte Welt” bereichnet wurden — hierarchieärmer zu beschreiben. Länder des “Globalen Süden” stehen in Abgrenzung zu Lindern des “Globalen Norden”  — das sind Länder. die häufig als “Industrieländer” bezeichnet werden. Diese Abgrenzung bezieht sich nicht nur auf die geographische Lage der Länder, sondern auch darauf, dass die Länder des “Globalen Norden” seit dem Kolonialismus durch die Ausbeutung des “Globalen Süden” zu Reichtum und  gesellschaftlichem Wohlstand gekommen sind. Der Begriff ist umstritten, ihm wird unter anderem vorgeworfen die gleichen Hierarchien aufrecht zu erhalten oder sogar zu bestärken.

G20:

Ein Zusammenschluss aus 19 Staaten und der Europäischen Union, die als die mächtigsten Länder der Welt gelten. Sie treffen sich einmal im Jahr, um sich über Themen wie beispielsweise Klima-, Migrations-, Wirtschafts- und Bildungspolitik auszutauschen. Die Länder des G20 haben extrem viel Macht und sind gleichzeitig die Staaten, die an zahlreichen Kriegen beteiligt sind, beispielsweise in Syrien, Irak,  Afghanistan, dem Kongo usw. Gleichzeitig sorgen Institutionen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds für Armut und Hunger im Großteil der Welt. Auch der voranschreitende Klimawandel geht zu großen Teilen auf die Staaten der G20 zurück, die für 82% der Emissionen weltweit verantwortlich sind. Wegen des G20-Gipfels 2017 kam es in Hamburg zu lauten Protesten zahlreicher linker Gruppierungen. Diese Proteste wurden extrem aggressiv von der Polizei niedergeschlagen. Viele der Protestant*innen wurden daraufhin zu Haftstrafen verurteilt, während weder die Polizei noch der Innensenator oder andere Politiker*innen zur Verantwortung gezogen wurden.

h

Habitus:

Ist ein Begriff mit dem Verhalten, Handeln, Ausdruck, Sprache oder Auftreten einer Person beschrieben wird. Personen erlernen ihren Habitus aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen.

Hegemonie:

Soll die Vormachtstellung einer Gruppe, einer Idee oder eines Konzeptes innerhalb einer Gesellschaft beschreiben. Sie gilt meist als selbstverständlich und wird nicht hinterfragt. Der Begriff wird oft verwendet, um aufzuzeigen, dass andere, die diesem Bild nicht entsprechen, durch die Hegemonie der anderen unterdrückt werden.

heteronormativ:

Geht von der Heterosexualität als Norm der Geschlechterverhältnisse in der Gesellschaft aus und zwängt Menschen in ein zweigeschlechtliches Modell (s. auch binäres Geschlechtssystem). Derzeit leben wir in einer heteronormativen Gesellschaft, was direkte Auswirkungen auf die Lebenspraxis in ihr hat. Zum Beispiel gibt es fast ausschließlich nach zwei Geschlechtern (Männer & Frauen) getrennte Toiletten, was Personen vor Hindernisse stellt, die nicht in dieses Bild passen. Auch schreibt es Verhaltensnormen vor (besagt also, welches Verhalten ok ist und welches nicht), was Diskriminierung, aber auch Verfolgung und Auslöschung zur Folge hat.

Hufeisen-Extremismus-Theorie:

Die Hufeisentheorie geht davon aus, dass das politische Spektrum einer Gesellschaft mit einem Hufeisen vergleichbar ist. Das Bild eines Hufeisens in drei Teile unterteilt: Linke Kräfte auf der linken Seite, die gemäßigte Mitte in der Mitte und rechte Kräfte auf der rechten Seite. Die beiden Enden stellen die “extremen” Seiten dar. Das linke Ende des Hufeisens ist also linksextrem, das rechte Ende rechtsextrem. Das Problem: In diesem Bild werden Links- und Rechtsextremismus als sich Nahe stehend dargestellt und dadurch in Wirkmacht und Gefährlichkeit gleichgesetzt. Es wird also behauptet, es gäbe Gemeinsamkeiten in Methoden, Struktur, Ideen, Menschen- und Weltbild zwischen rechts- und linksextrem.

i

Ideologie:

Bezeichnet im weiteren Sinne Ideen und Weltbilder in einer Gesellschaft, die Sinn und Zweck des Lebens erklären sollen und die Basis für bestimmte Arten zu Denken (Kategorien, Erkenntnisse; Wertvorstellungen, etc.) bilden. Z.B. haben Kapitalismus (s. Kapitalismus), Kommunismus, Liberalismus, Sozialismus, usw. jeweils ihre Ideologien.

illegalisierte Menschen:

Beschreibt Menschen, die sich in einem Gebiet aufhalten, das es ihnen aufgrund nationaler (Landes-)grenzen und des dort  herrschenden Gesetzes eigentlich nicht erlaubt dort zu sein. Sie haben häufig keinen oder einen gefälschten Pass und sind daher aus vielen Bereichen der Gesellschaft ausgeschlossen. Der Begriff “illegalisiert” soll verdeutlichen, dass die Eingrenzung dieser Gebiete und die Regeln, wer dort sein darf und wer nicht, menschengemacht sind und Menschen per se nicht illegal sein können.

Imperialismus:

Bezeichnet das Streben von Ländern wie beispielsweise den USA, die ihre Macht und Politik über ihre Landesgrenzen hinaus ausweiten. Diese “Ausbreitungspolitik” ist eine Form des Kolonialismus (s. Kolonialismus). Imperialismus bedeutet unter anderem die Ausbeutung von Ländern mit Blick auf den eigenen wirtschaftlichen Nutzen oder die Einflussnahme auf die Regierungen und Politik in anderen Ländern (bekannte Beispiele sind lateinamerikanische Länder wie Kuba, Venezuela oder Chile).

INCEL-Szene:

Incel steht für Involuntary Celibate. Die Szene besteht aus Männern, die unfreiwillig ohne Sex oder romantische Beziehungen leben. Sie verstehen sich als Opfer aller (cis) Frauen (s. cisgender), weil sich diese  ihrer Meinung nach nur für gut aussehende und erfolgreiche Männer interessieren. Schuld daran ist in ihren Augen der Feminismus. INCELs haben das Gefühl diesen Erwartungen nicht zu entsprechen, denken aber sie haben ein Recht auf Sex mit (cis) Frauen. Aus dieser Position heraus verbreiten sie Hass und Gewaltfantasie gegen FLINTA* (s. FLINTA*), überwiegend im Internet.

inter:

Selbstbezeichnung. Inter oder intergeschlechtliche Personen wurden mit körperlichen Merkmalen geboren, die aus medizinischer Perspektive “geschlechtlich uneindeutig” sind. Inter Personen können sich sowohl als binär weiblich oder männlich identifizieren, als auch nicht-binär (s. nicht- binär) oder inter.

Intersektionalität:

Beschreibt die Verschränkung verschiedener Diskriminierungsformen. Das können  Diskriminierungen beispielsweise aufgrund von Geschlecht, Klasse, Race, Nationalität (s. Geschlecht,
Klasse, Race und Nation), Be_hinderung (s. Be_hinderung), sexueller Orientierung oder auch der Hautfarbe sein. Es macht einen Unterschied, ob eine dieser Diskriminierungsformen oder mehrere gleichzeitig auf eine Person zutreffen (z.B. eine Schwarze Frau, die sowohl aufgrund ihres Geschlechts als auch aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert wird). Damit soll betrachtet werden, wie verschiedene Machtsysteme und -strukturen ineinandergreifen und ausgegrenzte Gruppen in der Gesellschaft beeinträchtigen.

j

bald geht’s weiter…